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Montag, 22. März 2010

Detailierungen - Teil 6: Ketten & Fahrwerke

Sie sind groß, schwer und dennoch sehr filigran. Aber in der Regel sind sie vor allem eines: rostig und verschmutzt. Die Rede ist von Fahr- und Laufwerksketten an Panzern und gepanzerten Fahrzeugen wie beispielsweise einem Halbketten-Lkw. Bedingt durch den doch recht klein zu nennenden Masßstab in 1/87 fallen derartige Bauteile überwiegend einfach aus. Im Vergleich mit einem 1/72, oder 1/35 Modell wird die Detailierung im H0-Maßstab doch eher stiefmütterlich behandelt. Doch lassen sich derartige Feinheiten oftmals auch produktionsbeding nciht besser bewerkstelligen. zudem muss bereits im Vorfeld ein adäquater Kompromiss zwischen Ausstattung und Preis gefunden werden. Schließlich sind nur die Wenigsten bereit, für einen derartigen Winzling mehrere zig Euro hinzublättern.

Doch was gibt es schöneres für einen Modellbauer, wenn er nicht über ein unerschöpfliches Maß an Phantasie und dem ihm zu eigen gewordenen Gespür für filigrane Gestaltung verfügen würde? Und so werden Bilder und Beispiele mit einander verglichen, Experimente und Tests mit Farben, Pigmenten - und sogar echtem Rost angestellt, bis einem das erreichte Ziel am eigenen Modellen gefällt. 

Fangen wir also an und widmen uns den "Puschen" eines Panzers. Hier am Beispiel der Ketten eines Tiger-I-Panzer von Roco:

Bild 1: Gut zu erkennen, die graue Färbung der Kettenflächen. Zwar ist der Grundton des Kunststoffteils ganz ähnlich der Farbe, die hier auf dem Bild die Laufrollen haben. Doch diese Farbe ist bereits die gelbe Grundfarbe für das eigentliche Modell. Ich habe DESERT YELLOW von Citadel verwendet



Bild 2: Hier noch einmal die Draufsicht auf das linke und rechte Laufwerksteil. Gut zu erkennen auch hier der graue Grundanstrich an den Kettenflanken, sowie die bereits in gelb lackierten Laufrollen. 

Zunächst einmal werden alle Bauteile mit einer milden Spülmittellösung gereinigt, um etwaiges Fett von Fingerabdrücken und möglicherweise auch Staub zu beseitigen. Nachdem alles gut abgetrocknet wurde, wird die Grundierung aufgetragen und diese dann ebenfalls gut durchtrocknen gelassen. Wie auf den oberen beiden Bildern zu erkennen ist, habe ich im Anschluß damit begonnen, die Treib- und Leiträder, sowie die Laufrollen in der Basisfarbe des jeweiligen Tarnmusters zu streichen. Die oben gezeigten Ketten werden später an einem Tiger-Modell montiert, das ich anhand der berühmten Nummer "812", einem Tiger, der an der Schlacht von Charkow beteiligt war. Dem Einen oder Anderen wird der SPitzname dieses Panzers sicherlich ein Begriff sein - TIKI!


Bild 3: Nach dem Aufbringen und Trocknung der Grundierung, sowie der farblichen Gestaltung der Laufrollen, wurden mit schwarzer Farbe die Gummibandagen um die einzelnen Räder bemalt. Anschließend wurde der selbe Farbton, sowohl innen als auch außen, auf die Kettenteile aufgetragen. Da ein Panzer kein hochkarätiger Sportwagen ist, handelt es sich bei allen verwendeten Farben selbstverständlich um matte Töne. Diese haben für die später erfolgende, weitere Detailierung den Vorteil, das sich etwaige verwendete Farbpigmente, ob nun als Pulver oder in Form von Pastelkreiden erstanden, wunderbar in die Oberfläche des Modells "einreiben" lassen.  


Bild 4: Nach dem Trocknen der schwarzen Grundfarbe wurde mittels Trockenbürsten (Drybrushing), ein Hauch von metallischem Glanz auf die Kette gerieben. Dadurch, das dieses Bauteil sowohl Berge , als auch Täler in seiner Form aufweist, bleibt die Farbe (ich habe hierzu Eisen 91 von Revell Aqua Color verwendet) überwiegend an den erhabenen Partien haften. Auf diese Weise wird der Eindruck eines permanenten Gebrauchs imitiert, denn auch beim Original waren die Teile der Kette ständig blank poliert, wo diese mit dem Untergrund in Kontakt kamen. 
Auch die Innenflächen der Kette wurden mit einem härteren Pinsel und etwas Eisen 91 behandelt. Schließlich handelt es sich um eine Kette aus beanspruchtem Stahl - nicht aus schwarzem Hartgummi. Wer mag, so wie ich, kann leichte Pinselstriche auch in Querrichtung der Fahrspur auf das Bauteil aufbürsten. Steine, Geröll und andere Gegenstände jeder Form und Größe haben natürlich auch die nicht unmittelbar mit dem Untergrund in Berührung kommenden teile der Kette in Mitleidenschaft gezogen.

Wieviel Farbe (Eisen, oder einen ähnlichen, metallisch glänzenden Farbton) jeder für seine Panzerketten verwendet, ist, wie so üblich, reine Geschmackssache. Auch die Grundierung mit schwarz kann hierbei eine Rolle spielen. So wäre ein dunkler, brauner Farbton vielleicht ebenso passend, da hierdurch z.B. im speziellen an den tiefer liegenden Stellen der Eindruck von Rost hervorgerufen wird, wohingegen an den erhabenen Stellen eben selbst dieser weggeschliffen wurde, sobald das Fahrzeug sich wieder in Bewegung gesetzt hat. Für mich hat sich jedoch diese Art der Grundierung bewährt, da durch diesen dunklen Farbton der Eindruck von Tiefe, wie z.B. die Zwischenräume einzelner Kettenglieder, Freiräume, in welche die Zahnkränze des Treibrades eingriffen usw.    
 


Bild 5 & 6: Ein schönes Beispiel für Teil vor und nach der Behandlung mit Pastelkreiden. Die jeweils oberen Bauteile unbehandelt sind und das untere Bild (Bild 6) zudem noch ein wenig digital aufbereitet wurde, um den Effekt durch die Kreiden noch ein wenig deutlicher hervorzuheben. Auch ist gut ersichtlich, welchen Einfluss die Pastellpigmente auf die Metallfarbe ausüben. Der Eindruck von Rostigem Stahl wird um eine Winzigkeit plastischer - greifbarer.

Ähnlich wie bei der farblichen Gestaltung (Grundierung, Schwarz und Eisenfarbe), obliegt es jedem Modellbauer, wieviel und in welcher Schattierung er die Kettenteile "modelliert". Es sollte jedoch eines im Hinterkopf behalten werden: Oftmals ist weniger am Ende mehr! Am Ende zählt ebenfalls der Gesamteindruck. oder möchte vielleicht jemand nur die fein detailierten und mit Staub, Schmutz und Rost versehenen Ketten in die Vitrine stellen?
Vielleicht vermitteln die nachfolgenden Bilder ja einen kleinen Eindruck, wie alles zu guter Letzt ausschauen kann ... ?







Das Modell wurde bezogen über:


Norman Buschmann



 
 
 















   










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